Erfahrungsbericht von Martina Boetticher, Mühlenstrasse 20,
24376 Grödersby, Tel: 04642-2959

Lieber Herr Fisseler.

Die zwei Jahre sind um.

Zwei Jahre mit GAT geschafft. Am Anfang schien es schwer zu sein. Ich dachte, wie soll ich zwei Jahre mit dieser eingeschränkten Ernährung durchhalten. Da kann ich gar nichts mehr essen. Ich zählte die Wochen und Monate. Aber irgendwann, ich weiß nicht mehr wann, wurde die neue Ernährungsweise selbstverständlich. Ich fand für alle Gelegenheiten Wege und Möglichkeiten mich richtig zu ernähren: Ob am Arbeitsplatz, bei Einladungen zu Freunden, im Restaurant, im Urlaub. So schwierig es am Anfang auch manchmal gewesen ist, habe ich für mich jedoch nie daran gedacht aufzuhören, weil klar war, das die GAT mich gerettet hat - gerettet vor Schmerzen, künstlichem Hüftgelenk oder Rollstuhl. Vom ersten Augenblick an leuchtete mir auch ein, warum meine bisherige Ernährung mich krank gemacht hatte. Es klang alles so logisch. Es war ein rettender Strohalm. Ihn habe ich ergriffen, sofort und ohne wenn und aber. Es erschien mir einen Versuch wert. Schließlich musste ich nur die Ernährung konsequent verändern und hätte jederzeit wieder damit aufhören können.

Inzwischen hat sich für mich vieles verändert. Nach der anfänglichen Ratlosigkeit, als ich am Tisch saß und buchstäblich nicht wusste, was ich nun eigentlich essen sollte, ist der Tisch jetzt immer reichhaltig gedeckt. Ich habe viel gelesen. Die Literaturangaben, die Sie in ihrer Broschüre machen, habe ich genutzt. Es sind ein paar Bücher, in die ich auch jetzt noch immer wieder hinein schaue: Fit for Life war ganz wichtig, weil es viele Hintergrundinformationen gibt und auch noch einige sehr interessante Rezepte (z.B. Mandelmayonnaise) bereit hält, dann ist da das Buch "Krank ohne Grund von Treutwein" und nicht zuletzt von Lothar Wendt die Eiweißspeicherkrankheiten, durch dessen Lektüre ich endlich verstanden habe, warum wir pflanzliches Eiweiß zu uns nehmen können, tierisches Eiweiß aber schädlich ist. In diesen Büchern lese ich auch jetzt noch häufig.

Meine anfänglichen Gewichtsprobleme haben sich irgendwann schließlich auch von selbst aufgelöst. Ich habe zu Anfang zuviel Gewicht verloren und war extrem dünn. Ich fühlte mich knochig und hässlich. Meine Haut schien plötzlich Falten zu werfen, da alle Polster verschwanden. Von 60 Kilo nahm ich innerhalb sehr kurzer Zeit bis auf etwa 50 Kilo ab. Alle Hosen schlotterten und waren nur noch mit eng gezurrten Gürteln zu halten. Erst nach etwa einem halben Jahr hatte ich mich daran gewöhnt jetzt so dünn zu sein und haderte auch nicht mehr damit. Das knochige Aussehen verschwand, ohne dass ich wieder zugenommen hatte. Nach ungefähr einem Jahr pendelte sich mein Gewicht schließlich bei 53 Kilo ein und da ist es seit dem geblieben. Das unstillbare Hungergefühl des ersten Jahres ist verschwunden. Ich esse jetzt drei Mahlzeiten am Tag und bin relativ schnell satt. Anfangs war ich ständig hungrig und aß auch ständig - trotzdem nahm ich ab.

Meine Familie hat sich längst daran gewöhnt, dass ich anders esse als sie und ich habe mich auch an diesen Zustand gewöhnt. Wenn ich Abendessen koche, gibt es normalerweise vegane Küche. Wenn ich nicht zu Hause bin, das sind drei Tage in der Woche, kocht mein Mann auf seine Weise und die Kinder freuen sich über Fischstäbchen, Hühnchen, Eierpfannkuchen oder Weißbrot. Aber auch ich gebe den Kinderwünschen manchmal nach und dann gibt es die Würstchen zur Kartoffelsuppe eben separat dazu oder den Mozarellakäse zum Tomatensalat auf einem Extrateller.

Auch außer Haus zu essen stellt für mich längst kein Problem mehr da. Natürlich ist dann nicht immer alles so streng päpstlich. Dann esse ich eben mal Weißmehlnudeln oder geschälten Reis zum Gemüse. Aber in fast allen Restaurants bekomme ich auf Nachfrage eine Sonderkreation, die mit mehr oder weniger Liebe zubereitet wird und natürlich muss ich beim Bestellen immer viel nachfragen über die Zutaten: Was ist in der Salatsoße, sind irgendwelche Milchprodukte verwendet worden, sind die Nudeln mit Eiern gemacht? Wenn ich mal mitgehe zum Imbiss-Stand, bestelle ich eben Pommes natur und bin auch glücklich. Es macht mir auch nichts aus, mit meinen Kollegen oder Freunden am Kaffeetisch zu sitzen und eben gar nichts zu essen. Wenn ich Hunger habe, sorge ich vor und bringe mir ein paar Feigen mit oder eine Banane. Alles kein Problem. Inzwischen ist es auch für die anderen kein Problem mehr, wenn ich nichts esse. Ich bringe für meine Arbeitskollegen auch manchmal Kuchen mit, koche Kaffee und setze mich dann einfach dazu und trinke meinen Kräutertee. Ich backe Kuchen für meine Familie ohne ihn selbst zu essen. Das Verlangen nach Süßem ist gar nicht mehr da. Allerdings lecke ich schon mal bei meinen Töchtern, wenn sie Eis essen oder ich probiere ein Löffelchen von einer Süßspeise. Statt Bier gibt's Tomatensaft, aber manchmal auch ein kleines Schlückchen Bier aus dem Glas meines Mannes.

Körperlich und psychisch geht es mir sehr gut. Ich fühle mich nicht nur gesund, sondern auch viel fitter, voller Energie. Nicht nur die Arthrosebeschwerden sind verschwunden. Auch meine Rückenschmerzen sind wie weggeblasen. Ich brauche kein Keilkissen mehr, um am Tisch einigermaßen bequem sitzen zu können. Es geht schon längst ohne. In letzter Zeit habe ich sogar das Gefühl, dass ich wieder besser in die Ferne sehen kann. Meine Brille setze ich kaum noch auf.

Leider bin ich mit allen missionarischen Versuchen kläglich gescheitert. Wenn ich um mich herum all die kranken Menschen sehe, hatte ich anfangs das Bedürfnis, ihnen von der GAT, bzw. der Übersäuerung zu erzählen. Einige haben es damit versucht, zum Teil sogar mit Erfolg. Doch niemand hat es durchgehalten. Der innere Schweinehund war größer. Das Buch von Treutwein habe ich gerade erst wieder an einen Freund verschenkt, der mit 32 Jahren einen Herzinfarkt hatte, jetzt einen Stent eingebaut bekam und der vor zwei Jahren eine Bandscheibenoperation hatte. Ich weiß nicht, ob er das Buch gelesen hat. Ich weiß aber, das er nicht auf Fleisch verzichten kann, aufs sommerliche Grillen und nicht auf Milchprodukte, Eier, Kuchen. Da kann man nichts machen. Ich missioniere nicht mehr.

Für mich gibt es jedenfalls kein zurück. Auch wenn aus dem Bekanntenkreis gesagt wird: jetzt sind doch die zwei Jahre um, nun kannst du doch mal wieder "ordentlich" essen. Ich bleibe bei meinem Weg. Die GAT ist für mich die natürlichste Sache der Welt geworden.