Vortrag von Dr. med. xxx Orthopäde auf dem 67. Monatstreffen der Arthrose-Selbsthilfe am 01.11.2005 vor über 200 Besuchern
Guten Abend und schönen Dank für die Einladung. Wir sind klassisch denkende Orthopäden mit einer Gemeinschaftspraxis. Ich bin heute zum ersten Mal hier und ich komme mir vor wie ein CDU-Mann, der auf einer SPD-Veranstaltung etwas sagen soll. Aber wenn man das weiter durchdenkt, sollte eigentlich das gemeinsame Ziel im Vordergrund sein, was man von unseren Politikern nicht immer sagen kann, aber in der Medizin könnte das gelingen. Wir klassisch denkenden Mediziner haben natürlich Probleme damit, gewisse Dinge anzunehmen, aber ich muss auch zugestehen – ich komme aus einer Familie, wo quer Beet über Naturheilkunde diskutiert wird – also mein Onkel war schon in den sechziger Jahren fleischlos essend, uns Kindern hat das natürlich nicht so geschmeckt, vielleicht hat sich das heute geändert. Meine Mutter ist auch immer zum Homöopath gegangen und nicht zu mir als Orthopäde. Also ich bin da auch so ein bisschen flexibel. Man muss heute Abend nicht denken, hier ist der klassische, stur denkende Mediziner. Hin und wieder schaffen wir es auch, mal über den Tellerrand zu schauen. Wir haben vielleicht auch etwas andere Probleme, werden mit operativen Sachen konfrontiert und mit rehabilitativer Arbeit. Deswegen ist diese Veranstaltung hier ein Stück weit eine Sensation.
Das bedeutet ja für uns im Endeffekt, man macht den Arzt überflüssig. Eigentlich eine hervorragende Sache. Wir als Ärzte wollen eigentlich genau das, was hier praktiziert wird. Das kann nur bewusstseinsfördernd sein und – ja – Hilfe zur Selbsthilfe. Mehr können wir in der Orthopädie auch nicht schaffen. Genau da geht auch unser Reha-Konzept hin. Abnehmen und Sport machen. Deswegen ist mir diese Seite nicht fremd. Ich nehme auch an, dass Herr Fisseler mich nicht eingeladen hätte, wenn ich jetzt so ein sturer Mediziner wäre. Das könnte für diese Veranstaltung nicht förderlich sein.
Mein Professor, bei dem ich das Operieren gelernt habe, hatte eine starke Hüftarthrose. Bei uns Medizinern ist das immer so, dass wir täglich vieles empfehlen, aber bei uns selber wollen wir das nicht praktizieren. Er hat Tausende von Hüftprothesen operiert, aber er selbst wollte natürlich keine haben. So sind wir Mediziner, ist doch klar. Er hat also 25 KG abgenommen, seinen Bier- und Weinbauch reduziert und siehe da, die Schmerzen waren weg. Warum die jetzt weg sind, ob das nur der Gewichtsverlust war oder wie hier bei Ihnen die Eiweißreduzierung, weiß ich nicht. An der Uni wird uns das nicht gelehrt. Somit bin ich ebenso nichtwissend, wie die Teilnehmer, die heute zum ersten Mal hier sind.
Mein Plan ist heute, dass ich Ihnen die klassischen Formen der Arthrose-Therapie darstelle. Es gibt eigentlich gar keine Arthrose-Therapie in der Orthopädie, die wissenschaftlich belegt ist. Gibt es nicht. Alles was wir machen ist auch so ein bisschen Voodoo. Damit meine ich, ob es hilft, sei mal dahingestellt. Wichtig ist, dass eine richtige Diagnose gestellt wird. Daran hapert es oft bei den meisten Ärzte. Ich will jetzt hier keine Komplimente fischen, aber meistens hapert es daran, dass die Ärzte nicht wissen, was ist eigentlich die Diagnose, warum hat der Patient Schmerzen. Oft wissen wir es nicht. Es kann ein eingeklemmter Meniskus sein und oft sind wir auch durch diese Kernspin etwas hilflos. Wir sahen auf den Bildern einen Riss und bei der Operation widerspricht sich das von dem, was wir dann sehen. Nun muss ich natürlich so tun, als hätte ich ihm geholfen. Da mache ich dann so einen Schleimbeutel weg und einen Fettkörper und der Patient hatte gar keinen Meniskusriss. Das darf ich ihm aber nicht sagen und siehe da, die Schmerzen haben sich um die Hälfte gebessert, obwohl ich eigentlich gar nichts gemacht habe. Ich erzähle ihm nur, als hätte ich was gemacht. Ich darf ihm also nicht das Vertrauen nehmen, denn wenn ich sagen würde: „Du pass mal auf, da war überhaupt nichts im Knie, ich hab da nichts gemacht, ich hab da vergebens reingeschaut“, der hätte weiter Schmerzen. Deswegen betrüge ich so ein stückweit, mach so einen kleinen Betrug, so wie – ja – wie ein Guru, tu so, als hätte ich ihm geholfen und siehe da, 50 Prozent haben fast keine Schmerzen mehr. Warum, weiß ich auch nicht. Ich will damit nur andeuten, Medizin ist sehr schwierig und es gibt keinen Königsweg, Auch Euer Weg ist kein Königsweg. Das ist eine Idee um schmerzfrei zu werden und um eine neue Lebensform zu finden, die ich sensationell finde. Dass Leute, die 120 KG wiegen, alleine deshalb Gelenkschmerzen haben, muss ich nicht weiter ausführen.
Herrn Fisseler kenne ich von früher nicht. Ich verspüre hinter seiner Arbeit kein finanzielles Interesse. Hier ist ein Mann, der das Tatsache aus Enthusiasmus tut und aufgrund der Erfahrung. Damit treibt er also seine Erfahrung in die Welt. Für uns als Orthopäden genial. Wenn ich da diese arme Frau höre, die 19 Orthopäden durchlaufen hat und hier erst erfolgreich war, da kann ich mich nur wundern. Es läuft auch bei uns manchmal so, dass wir Endstation sind und ich muss als Arzt ja irgendwas machen und deswegen machen wir ja auch den ganzen Mist, bevor wir sagen, da kann man nichts mehr machen.
Aber wenn ich das hier heute sehe, werde ich auch diese Idee der Ernährung, die mir noch nicht so bewusst und so klar war, obwohl meine Mutter mich schon immer darauf hingewiesen hat, aufgreifen und in letzter Konsequenz, wenn wir nicht weiterkommen, die Patienten Ihnen zuschicken. Das ist ja nun das billigste Verfahren, dass der Patient sich selber hilft, mit Ihrer Anleitung. Dass das natürlich bei der Pharmaindustrie nicht so optimal ankommt, ist doch logisch. Die werden Euch natürlich nicht unterstützen und die werden auch kein Interesse daran haben, dass so ein Buch an der Uni gelehrt wird. Das wäre eine Bankrotterklärung vieler Pharmafirmen. Dieser ganze Schrott wird doch nur gekauft, weil die Bevölkerung so dumm ist und weil keine Aufklärung da ist. Und wir bekommen das an der Uni nicht gelehrt.
Wegen dieser neuen Eindrücke werde ich meinen – für heute vorgesehenen – Vortrag stark verkürzen.
(Er zeigt Bilder) Das ist unser Ärzteteam. Wir sind klassisch denkende Mediziner und teilen die Arthrose in 4 Stufen ein. Bei Stufe 4 ist kein Knorpel mehr da, wir nennen das die Knorpelglatze. Ich könnte mir jetzt nicht vorstellen, ob im Stadium 4 Ihr Konzept noch greift. Da müsste man mal Erfahrungsberichte haben.
Es meldet sich die Wolzen aus Oelde, die von 19 Orthopäden als Stadium 4 eingestuft wurde und heute wieder laufen kann.
Gut, das wäre eine Sensation, könnte ich mir so nicht vorstellen, denn wenn ein Mechaniker ein Auto bekommt, das nur noch Schrott ist, das kann am nächsten Tag nicht wieder fahren. Also das wäre von meiner Vorstellungskraft her – ich will ja gerne flexibel sein im Kopf – aber das wäre zunächst mal sehr schwer vorstellbar für mich. Wenn ich die operieren würde und da wäre nur noch Knochen zu sehen und kein Knorpel mehr, und das sollte dann hiermit zu korrigieren sein, das wäre natürlich Klasse. Ich lehne es ja nicht ab.
Also mein oberstes Prinzip ist ja immer: „Wer heilt hat recht“! Egal wie.
(Es folgt ein stark verkürzter Vortrag über die schulmedizinische Behandlung der Arthrose. Als Bausteine werden angeboten: Spritzen mit Hyaluronsäure, Magnetfeldbestrahlung und PST, die wissenschaftlich nicht anerkannt sind und von den Kassen nicht erstattet werden.)
Zum Thema Magnetfeld sagt der Arzt noch, dass er damit die Körpereigene Regulation anstoßen will. Es meldet sich wieder Frau Wolzen aus Oelde, die 30-mal bei Ihrem Orthopäden dieses Magnetfeld angewendet hat und es nützte nichts. Dann hat sie auf Empfehlung ihres Arztes für 2200,-- EUR dieses Gerät gekauft, um es auch am Wochenende anwenden zu können, hat es nach Anleitung drei mal am Tag für 20 Minuten über acht Monate angewendet und es hat nichts genützt.
Zum Abschluss sagt der Arzt daraufhin: „Das ist doch normal. Medizin ist ja keine exakte Wissenschaft. In der Mathematik würde das ganz anders funktionieren, aber Medizin ist eine Erfahrungswissenschaft und hat auch viel mit Geld und mit Interessen zu tun. Wenn wir die entsprechenden Bücher lesen und uns in das Thema Pharmaindustrie einarbeiten, dann wird uns ganz schlecht. Niemand hat ein Interesse etwas zu fördern, wo es um die Selbstheilung geht. Die Zeit für Aufklärung haben wir Ärzte nicht. Wir sind mittelständische Wirtschaftsbetriebe mit 10 bis 50 Mitarbeitern und wir können leider nur das machen, womit wir Geld verdienen und wir können leider nicht das machen, was das Wichtigste wäre und das ist das aufklärende Gespräch. Dafür bekommen wir keinen einzigen Cent. Das ist unser grundsätzliches Problem. Ich würde mich lieber eine halbe Stunde mit Ihnen unterhalten und dafür einen entsprechenden Obolus bekommen und dafür allen Schnickschnack weglassen. Die Medizin ist in diesem System, in dem wir uns bewegen, etwas anders ausgerichtet und das ist unser grundsätzliches Problem.
Für diesen Abschluss erhält der Arzt einen lang anhaltenden Beifall.
In einem sehr freundlichen Brief hat der Arzt mich später gebeten, seinen Namen nicht mehr zu nennen. Dieser Bitte bin ich selbstverständlich nachgekommen und habe den Namen aus meinem Buch „Arthrose, Der Weg zur Selbstheilung“ und aus dieser Homepage entfernt. Die Leser werden gebeten, diese brisanten Aussagen eines offensichtlich frustrierten Arztes für sich zu behalten. Wir wissen ja, warum wir dem Arzt sonst schaden würden.